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12.04.2025: Abschied von Harald Unter → Wenn 122 % Feuerwehr die Bühne verlassen

Der Verlust unseres hoch engagierten Kameraden Harald Unter (49), der nach kurzer, schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie von uns gegangen ist, schlug Wellen der Bestürzung und Anteilnahme. Fast 90.000 mal wurde der Nachruf von Harald in einer Woche aufgerufen. Am Samstag, dem 12. April 2025 galt es, Harald auf seinem letzten Weg bzw. seinem letzten Einsatz am Friedhof zu begleiten.

Wie bereits im Nachruf erwähnt, war Harald Unter bis zuletzt ein Vollblut-Feuerwehrmann, ob es nun im Job bei der Berufsfeuerwehr Linz oder in seiner Freizeit bei der Freiwilligen Feuerwehr Alkoven war. Der Helfergeist prägte Harald sein Leben lang. Und einen Kameraden wie ihn, lässt man nicht einfach so gehen. Ebenso hätte es Harald als unverzeihlich empfunden, hätten wir seinen Abschied nicht bildlich eingefangen (alle Fotos finden Sie am Ende als Galerie).

Harald’s Kran der BF Linz hielt bem Begräbnis Wache beim Feuerwehrhaus.
Aufbahrung im Feuerwehrhaus.

Fast akribisch wurde in der letzten Woche gemeinsam mit Vertretern der Berufsfeuerwehr Linz daran gearbeitet, Harald Unter einen würdevollen, allen voran jedoch aber auch ehrenvollen letzten Weg zu bereiten. Den einen oder anderen Punkt wusste Harald noch vor seiner Operation zu deponieren, sollte diese nicht so verlaufen, wie geplant… Ausgangspunkt war schließlich das Feuerwehrhaus Alkoven, wo zwei Feuerwehrleute der FF Alkoven und zwei der Berufsfeuerwehr Linz als Träger des Sarges eingeteilt waren. Im Zuge des Trauermarsches zur Kirche übernahm‘ der Pickup den Transport unseres Kameraden.

Angeführt von einem Rüstlöschfahrzeug der Berufsfeuerwehr Linz stand an jedem Kreuzungspunkt ein Einsatzfahrzeug der FF Alkoven sowie eines der Polsinger Wehr mit zwei Kameraden, die Harry beim Passieren des Sarges mit eingeschaltetem Blaulicht mit einem Salut die letzte Ehre erwiesen. Das bei der Kirche platzierte Kranfahrzeug hatte zudem die Feuerwehrflagge aufgerichtet.

Am Pfarrplatz stand eine Schar an Feuerwehrleuten schlussendlich für die Trauerfamilie Spalier und Harry’s Sarg wurde in die Kirche getragen, der nach der Trauerfeierlichkeit wieder geschultert und zum Grab gebracht wurde. Der letzte Alarm für Harald wurde ausgelöst, sein persönlicher Personenrufempfänger am Polster löste genauso aus wie die Alarmsirene am Feuerwehrhaus, welche bei ihrem Abklingen von den Folgetonhörnern mehrerer Einsatzfahrzeuge abgelöst worden ist. Und Harry’s Schwerkranfahrzeug der Berufsfeuerwehr Linz stand währenddessen vor dem Feuerwehrhaus Wache in Blickrichtung zum Friedhof.

Gerade, als am Friedhof nach einer Ansprache des Diakons absolute Ruhe herrschte, ertönte schlussendlich nochmals – ohne Planung – das Sirenensignal der Feuerwehr – wie jeden Samstag um 12 Uhr – als angebrachte Einlage.

Es war ein emotional sehr schwieriger Tag für alle Beteiligten. Als Feuerwehr Alkoven sind wir davon überzeugt, dass Harald stolz wäre auf uns, wie wir seinen letzten Weg würde- und ehrenvoll gestaltet haben → so, wie er es sich gewünscht hätte. Und sehr vielen in unserer Wehr wurde an diesem Tag doch auch wieder bewusst vor Augen geführt, dass wir selbst durchaus auch auf uns etwas stolz sein dürfen, so einem Team anzugehören.

Nachruf Harald Unter

Der Nachruf von Martin Burger für unseren Harry:

Geschätzte Familie Unter,
geschätzter Herr Diakon,
werte Trauergemeinde,

bestreiten Sie mit mir eine Zeitreise in das Jahr 1992 – die Feuerwehr Alkoven hatte mit einem Anbau die Größe ihres Feuerwehrhauses gerade verdoppelt und erfuhr dadurch einen Aufschwung. In diese Zeit des Aufschwungs traten zwei junge Burschen im Alter von 16 Jahren mit viel Elan und Gestaltungswillen unserer Wehr bei. Es handelte sich um Harald und Markus Unter.

Da es damals noch keine Feuerwehrjugend gab, mussten sich die beiden ihr Feuerwehrwissen von Grund auf aneignen. Jeder bestritt in weiterer Folge auch seine eigenen Wege. Aus gegebenem Anlass, darf ich heute Haralds Weg in der Feuerwehr Alkoven beleuchten. Als gelernter Maschinenschlosser, aber auch aus eigenem Antrieb heraus, war Harald schon immer technikinteressiert. Welch‘ Glück, dass er dafür in der Feuerwehr Alkoven vieles an Ausrüstung vorfand, um diesem Interesse nachzukommen. Auch waren es viele Einsätze in den 1990er Jahren in Folge von schweren Verkehrsunfällen auf unseren Bundesstraßen, die ihn als jungen Feuerwehrmann, damals ausgerückt mit Spitzhelm und grüner Einsatzbekleidung, prägten und auch formten. In den Jahren 1994-1998 war Harald mit hohem Tempo in Sachen Fortbildungen am Werk – er besuchte div. Kurse an der Landes-Feuerwehrschule, unter anderem den Atemschutz- und Wasserwehrlehrgang. Er absolvierte die Ausbildung zum Einsatztaucher und wurde eine der wesentlichsten Stützen in der Tauchergruppe Alkoven.

Zusammengefasst entwickelte sich bei Harald über die Jahre eine Leidenschaft und Begeisterung zur Feuerwehr Alkoven die man selten zuvor erlebt hat, eine Leidenschaft, die letztlich auch darin mündete, dass er sich im Jahr 2000 der Aufnahmsprüfung bei der Berufsfeuerwehr Linz erfolgreich stellte. Seine Tätigkeit in beiden Wehren, und sein Erfahrungsschatz, den er sammelte, ließen ihn zu einem waren Allround-Feuerwehrmann heranreifen. Es gab kaum Bereiche, die er nicht beherrschte. Kombiniert waren seine Feuerwehrfähigkeiten mit einem kräftigen, durchtrainierten Körper sowie einem Mut und einer Einsatzbereitschaft, die man selten sah. Harald war für unsere Feuerwehr eine unverzichtbare Stütze im Einsatzdienst. Wenn es in Situationen brenzlig wurde, konnte man sich auf ihn verlassen, denn er hatte auch die Fähigkeit, in hektischen und unübersichtlichen Situationen gute Lösungen zu finden und das Richtige zu tun.

Ich möchte in diesem Nachruf jedoch nicht den Fehler begehen, Harald nur auf seine Feuerwehrfähigkeiten zu reduzieren. Er war viel mehr, als ein herausragender Feuerwehrmann. Für viele in unserer Feuerwehr war er ein guter Freund, ein Kamerad, mit dem man richtig Spaß haben konnte. Einer der die Geselligkeit in unserer Feuerwehr sehr gerne gemocht hat. Und wenn in der Feuerwehr mal etwas nicht so funktioniert hat, so sprach Harald dies klar, direkt und unmissverständlich an. Er war auch bereit anzuecken, wenn es um die Durchsetzung seiner Ideale ging – was nicht immer auf Gegenliebe stieß. Aber unterm Strich schätzte man sein Urteil.

Als der Landes-Feuerwehrverband das Höhenretterwesen ins Leben rief und einen Stützpunkt auch zur FF Alkoven verlagerte, kniete sich Harald voll in diese Materie hinein und wurde zum Leiter unserer Höhenrettergruppe ernannt. Diese Aufgabe führte er 6 Jahre lang aus. Es war ihm aber nie wichtig, für seine Tätigkeiten Dienstgrade zu tragen. Nach Funktionsende unterstützte er somit weiterhin mit seinem Fachwissen. Vor allem das junge Führungspersonal unseres technischen Zuges als Ausbildner auf unserem Kranfahrzeug. Harald Unter war jemand, der in Einsatz, Übung und Schulung nie vergaß, für seine Kameraden mitzudenken.

Als Beispiel: Er war im Zillenfahren nicht nur exzellenter Steuermann, er war vor allem ein perfekter Kranzlmann. Er spürte wie kaum ein anderer im vorderen Teil der Zille auftretende Probleme und glich auch vorausschauend Fahrfehler seines Steuermanns aus. Er hatte ein Gespür für Situationen, ein Gespür auch als Ausbildner für junge Feuerwehrleute. Nicht wenige verehrten ihn ob dieser Fähigkeiten. Er konnte Inhalte interessant und lehrreich, mit hohem Praxisbezug transportieren. Haralds Wirken aber auch über die Grenzen von Feuerwehr Alkoven und Berufsfeuerwehr hinaus bekannt. So wur en seine Fähigkeiten als Ausbildner bei der Wasserdienstgrundausbildung des Bezirkes Eferding, sowie bei den Höhenretterlehrgängen im Landes-Feuerwehrkommando hoch geschätzt.

Und es gibt auch so Geschichten, an die man sich oft noch erinnert: Es war das Hochwasser 2013, wo unsere Feuerwehr mit Höhenrettern und Tauchern in eine Nachbargemeinde alarmiert wurde. Dort hing ein Feuerwehrboot mit 3 Kameraden manövrierunfähig in einem reissenden Fluss. Ich sprach heute von Mut – es war Harald der im Tauchanzug unter Leinensicherung sein Leben riskierte und die 3 Kameraden aus dem Gefahrenbereich holte.

Und auch möchte ich von einem Verkehrsunfall erzählen, wo ein jüngerer Feuerwehrkamerad unter hoher Anspannung die Menschenrettung mit Spreizer und Schere vornehmen sollte. Harald kam mit einem der Folgefahrzeuge nach und marschierte nach vorne. Früher, so hätten viele gemeint, hätte Harald die Bergeschere übernommen – nach dem Motto „des moach i“ – der gereifte Harald sprach dem jungen Kameraden Mut zu – „du hoasd den Unfall ned verursoacht und i hüf da jetzt“, waren seine Worte. Mit Haralds Anleitung und seinen beruhigenden Worten gelang dem jungen Kameraden die Menschenrettung aus dem Pkw. Er hat sich anschließend bei Harald bedankt.

Harry, deine Worte an der Einsatzstelle „mia haum des ned verursacht, mia kinan die Situation jetzt nur nu verbessern“, waren nicht nur beruhigend, sie bleiben mir in Bezug auf dich ewig in Erinnerung. Stolz auf deine Taten blicken wir zurück, dich gehabt zu haben – für uns in großes Glück. Harry, du bist für immer einer von uns.

05.04.2025: Feuerwehr Alkoven trauert um Harald Unter (49) (mit dem Nachruf der Berufsfeuerwehr Linz)

Gedenkstelle mit gespendeter Einsatzkappe im Feuerwehrhaus.

Video vom Trauerzug / Beisetzung

Bilder-Galerie

Und weil es passt

Ein Gedanke zu „12.04.2025: Abschied von Harald Unter → Wenn 122 % Feuerwehr die Bühne verlassen

  • Es war sehr würdevoll und unglaublich beeindruckend.

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